Ein kleiner Ausflug in die Geschichte:
In vorrömischer Zeit spielte sich das Leben der rätischen Völker und Sippen hauptsächlich auf den der Sonne zugekehrten Talhängen ab, da die Talebenen mit ihren unkontrollierten Wasserläufen und Sümpfen schlecht begehbar und ungesund waren.
Jedoch wurde bereits dazumal Handel mit den südlichen Nachbarn betrieben.
Ein Transport auf Karren glich dabei eher einem "Klettern mit Rädern", wie alte Dachfirstrampen mit zum Teil 30 % Gefälle belegen.
Mühsam wurde dem Vorwärtsbringen der Karren mit Hebeln nachgeholfen, die in seitliche Hebellöcher verankert wurden.
Das änderte sich, als im Jahre 15 v. Chr. auf Befehl von Kaiser Augustus diese Übergangsroute für zunächst militärische Aktionen erschlossen werden sollte.
Dabei benutzte man zunächst das vorhandene Wegsystem und baute es nach Möglichkeit aus.
In den nächsten beiden Jahrhunderten begannen die ausgezeichneten Wasser- und Strassenbau-ingenieure der Römer mit den Ausbau von Überlandstrassen, Trassen, Rodungen, Begradigungen bzw. Kanalisationen von Bächen und Flüssen und erreichten so ein Trockenlegen der Talebene. Mittlerweilen kann von einer römischen Talstrasse zwischen Silvaplana und Maloja ausgegangen werden.
Die Verbindung zwischen der Julierpassstrasse und dieser Talstrasse endet genau im Herzen von Silvaplana vor dem ehemaligen Hotel Julier P(a)lace auf der Plazza da Güglia.
Ein Teil der Via Engiadina oberhalb des Silsersees heisst Strada Romana. Tatsächlich ist dieser Weg von den Römern ausgebaut worden.
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Die beiden römischen Säulen, welche die Passstrasse des Julier säumen, sind 2000 Jahre alte Zeugen des Transitverkehrs
Auch der Zufluss der Ova dal Vallun in den Silvaplaner- und Champfèrersee, auf deren gebildeten Schuttkegel das jetzige Silvaplana liegt, wurde von den Römern mittels Flusskanal und Böschungsmauern eingedämmt.
Der jetzige Selakanal zwischen Silvaplaner- und Silsersee gestaltet sich nun als ein von den Römern angelegter Treidlerkanal. Die 1,2 m breiten Plattenmauern auf beiden Seiten der Wasserrinne dienten demnach als Stege, auf denen die Boote mit Seilen entsprechend der Strömung gezogen oder gebremst wurden.
Silvaplana und Sils wurden im Laufe dieser römischen Kultivierungsarbeiten vom Durchgangsort zum wichtigen Stützpunkt und Dienstleistungs-zentrum nicht nur für die römische Bevölkerung, die zum Teil mit ihren Familien dort lebten, auch für privat Reisende, welche diese Verkehrsanbindung wohl zu schätzen wussten.
Zu dieser Zeit wurde der Baustein für Wohlstand und Wachstum im Oberengadin gelegt.
Und wenn es auch nach der Römerzeit einige Jahre in den Dornröschenschlaf versank, so wurde es Anfang letzten Jahrhunderts von begeisterten Reisenden wieder entdeckt, die nunmehr in den Fussspuren ihrer touristischen Vorfahren wandeln.
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